„Zu viele Fugatos, zu wenig Melodie". Mendelssohns Reformationssymphonie und die Berliner Jubiläumsfeiern zum 300. Jahrestag der Confessio Augustana

Mendelssohns Sinfonie zur Feyer der Kirchenreformation, ursprünglich für die Berliner Feierlichkeiten zum 300. Jubiläum der Übergabe der Augsburger Konfession am 25. Juni 1830 gedacht, kam jedoch aus noch immer ungeklärten Gründen dort nicht zur Aufführung. Im Zentrum des Werkes stehen verschiedene Stil- und Melodiezitate, vom vokalen Kontrapunkt über das „Dresdner Amen“ bis zum Lutherchoral „Ein feste Burg“. Bereits bei der Uraufführung im November 1832 wurde die Symphonie von der Kritik verhalten aufgenommen und schon bald verwarf Mendelssohn das Werk, wollte sie gar „lieber verbrennen, als irgend eins meiner Stücke, soll niemals herauskommen“. Der Vortrag versucht, der paradox erscheinenden Konzeption eines Werkes auf den Grund zu gehen, welche die Tradition der protestantischen Kirchenmusik von Luther über Bach bis zur Berliner Singakademie mit dem Anspruch einer bürgerlichen, die Öffentlichkeit adressierenden Symphonik zu verbinden trachtet. Hierfür ist auch die eigentümliche Situation der preußischen Religionspolitik unter Friedrich Wilhelm III. zu berücksichtigen, der sich zu dieser Zeit besonders intensiv um eine unierte „Evangelische Kirche in Preußen“ bemühte